Wie mache ich Kindern den FKK-Urlaub schmackhaft?

Kinder sind die Zukunft! – An dieser Hohlphrase ist einiges dran, und daher sind auch die Kinder von heute die Zukunft der Freikörperkultur! Schon alleine deswegen lohnt es sich für die Anhänger dieser Lebensart, ein wenig darüber nachzudenken, wie wir mit Kindern umgehen und wie Ihnen FKK vermittelt wird. Für andere mag es sich einfach lohnen, um den nächsten Urlaub am FKK-Camp ein bisschen konfliktfreier zu gestalten.

Grundsätzliches

Es macht eigentlich keinen Unterschied, ob Sie FKK als Lebensart für sich entdeckt haben, oder nur im Urlaub den FKK-Strand oder das FKK-Camp bevorzugen. Genauso irrelevant ist es, warum Sie das tun – und wenn es nur darum gehen würde, sich den Urlaubstag zu sparen, der sonst für die Wäsche draufgehen würde! Ihre Kinder brauchen in jedem Fall ihre Begleitung im Sinne einer Erziehung: Auch da ist FKK nichts Besonderes, denn das brauchen Kinder auch, wenn Sie und die Kinder angezogen sind!

Druck und Gegendruck

Kinder und Jugendliche stehen unter Druck – der Druck kommt von allen Seiten und wird kontinuierlich und ohne Unterbrechung ausgeübt. Dabei geht es nur in zweiter Linie um die Leistungen in der Schule, die Berufswahl oder die Gestaltung der eigenen Zukunft. In erster Linie stehen junge Menschen unter sozialem Druck! Der soziale Druck wird direkt und vermittelt ausgeübt, also von Medien und Werbung einerseits, andererseits von anderen Jugendlichen, die den auf sie ausgeübten Druck weitergeben. Nachdem Kinder zumeist ihre erste Erfahrung mit Druck in den ersten Lebensjahren machen, wenn sie den Erwartungsdruck der Eltern spüren, kann es sogar dazu kommen, dass sie sich ohne Druck motivationslos, sinnlos und vielleicht sogar wertlos fühlen.

Der FKK-Urlaub kann eine Möglichkeit sein, um Kindern – vor allem aber Jugendlichen und dabei besonders während der Pubertät – die Erfahrung der Befreiung von diesem Druck zu verschaffen. Wer allerdings stark daran gewöhnt ist, Druck ausgesetzt zu sein, kann das als etwas Negatives, als Leere empfinden. Gerade deshalb ist es erforderlich, fast notwendig, dass sich Eltern darauf einlassen, Kindern zu ermöglichen, eine solche Erfahrung positiv zu erleben.

Konkret kann man sich die Drucksituation, in der sich Kinder im FKK-Urlaub befinden, so vorstellen:

Druck Jugendliche
Jugendliche stehen von vielen Seiten unter Druck und dieser Druck wird indirekt über Peer-Gruppen verstärkt.

Diese grob vereinfachte Darstellung macht deutlich: Die Eltern sind die einzigen, deren Druck nicht über eine Peer-Gruppe verstärkt wird. Im Gegenteil kann die Peer-Gruppe jegliche Pädagogik aushebeln und ins Gegenteil umkehren. Das erfordert von den Eltern besondere Klarheit und Konsequenz – Widersprüchlichkeiten und Unsicherheiten stärken den Gegendruck und machen so die Drucksituation für die Jugendlichen zusätzlich schwierig.

Auf die Frage nach dem FKK-Urlaub angewandt bedeutet das: Würde man Nacktheit verkaufen können, hätten die Eltern viele Mitstreiter – so sind sie allerdings auf sich gestellt und müssen Koalitionen im Umfeld des Jugendlichen suchen, ihre Position durch Prägnanz und Deutlichkeit stärken und daneben den Jugendlichen bedingungslose Zuneigung vermitteln.

Dazu eine Szene aus einem FKK-Camp: Fünf Jugendliche im Alter von etwa 11-15 Jahren spielen an einem Felsen im Meer, springen kunstvoll ins Wasser und haben ihren Spaß dabei. Es handelt sich um vier Mädchen und einen Burschen. Der Bursche trägt eine Badehose, drei der Mädchen tragen Bikini-Unterteile. Als nun zwei dieser Mädchen im Bikini-Unterteil gemeinsam mit dem Buben in der Badehose zum Essen gerufen werden, dauert es keine Minute, bis das dritte, älteste  Mädchen ohne irgendeinen Aufruf von außen ihr Bikini-Unterteil zu ihren Sachen wirft und gemeinsam mit dem anderen Mädchen, das von Anfang an nackt war, das Spiel ohne Textilien am Körper fortsetzt. Es war deutlich zu spüren, dass die Anwesenheit der Bekleideten für die etwa fünfzehnjährige eine Drucksituation dargestellt hat.

Ohne Anreize zum FKK werden sich Jugendliche nicht darauf einlassen, denn der einzige Druck, den sie spüren, ist in diesem Fall der Gegendruck. Wenn Sie allerdings durch Anreize Druck erzeugen (was ja nicht per se negativ ist), müssen Sie diesen Gegendruck mit berücksichtigen. Mögliche Strategien dazu wären:

  • Wahl eines Urlaubsortes, an dem die Aufforderung zur Nacktheit nicht ausschließlich von Ihnen ausgeht! Das heißt: Meiden Sie „Clothing optional“-Strände und anfangs auch offene FKK-Strände, bevorzugen Sie FKK-Camps.
  • Äußern Sie Verständnis für Bedenken ihrer Kinder und Jugendlichen, lassen Sie sich aber nicht selbst davon beeinflussen, sondern bleiben Sie klar bei ihrer Position.
  • Nehmen Sie den Jugendlichen irrationale Ängste vor Nacktheit.

Ängste Jugendlicher vor Nacktheit und Ihr Umgang damit

  1. Verknüpfung von Nacktheit mit Sexualität: In den Augen vieler Nicht-FKK-ler ist Nacktheit mit Sexualität verknüpft. Das rührt daher, dass Erwachsene sich üblicherweise nur aus sexuellen Gründen vor anderen entkleiden und durch Erziehung diese Verbindung schon an die Kleinkinder weitergeben. Im Idealfall reichen schon einige Minuten FKK-Erfahrung, um diesen Konnex wieder zu lösen, es kann aber auch länger dauern. Die Schwierigkeit liegt dabei nicht darin, die Verbindung zwischen den beiden Themen zu lösen, sondern Jugendliche dazu zu bewegen, sich darauf einzulassen.
  2. Unsicherheit mit dem eigenen Körper: Je sexualisierter das alltägliche Umfeld von Kindern und Jugendlichen ist, desto stärker sind besonders während der Pubertät die Unsicherheiten bezüglich des eigenen Körpers. Die Erfahrung von Nacktheit in einem echten FKK-Kontext kann dabei auch therapeutische Wirkung entfalten, der Weg dazu führt aber über viel Überzeugungsarbeit, die wiederum nur Sie als Erziehungsberechtigte leisten können (und dürfen). Es ist nur zu verständlich, dass wer Penislänge, Brustumfang oder tigh gap (geometrische Form des Schrittes, Oberschenkel und Schambereich von Mädchen sollen nach neuester Mode ein Viereck und kein Dreieck bilden) an Pornos oder seine Schönheitsideale an Internetseiten misst, deren Hauptsponsoren ihr Geld mit plastischer Chirurgie verdienen, einen langen Weg zur Akzeptanz des eigenen Körpers vor sich hat. Hier kann der FKK-Strand nur gut tun, Eltern brauchen dazu allerdings den besonderen Weitblick, dass sie zwar jetzt Kinder erziehen, aber eigentlich die Erwachsenen der Zukunft vor sich haben.
  3. Scham: Auch wenn sich die Betreiber konservativ-christlicher Internetseiten die Finger wund tippen und noch so viele Fernsehserien eine andere Botschaft transportieren, ändert das nichts an den Tatsachen: Sich zu schämen ist natürlich, sich für den eigenen Körper zu schämen ist aber ein ausschließliches, reines Erziehungsprodukt. Leider haben Sie als Eltern bei diesem Thema ab einem gewissen Alter wenig mitzureden und es tritt hinzu, dass Sie ja auch das Produkt der Erziehung Ihrer Eltern sind. Um Ihren Kindern nicht das Gefühl mitzugeben, dass sie sich für das, was sie sind, schämen müssten, müssen Sie auch selbst ihre eigene Scham überwinden.
  4. Gesehen werden: Wer sieht mich nackt und wer könnte um die Ecke biegen? Subjektiv haben vor allem unsichere Pubertierende das Gefühl, dass jede einzelne Person am Strand (inklusive Eltern und Geschwister) eigentlich nur da ist, um ihre Figur und besonders die Form und Größe ihrer Geschlechtsmerkmale zu begutachten. Damit verbunden ist natürlich die Befürchtung, Bekannte aus den Peer-Gruppen oder andere Personen anzutreffen, von denen man nicht nackt gesehen werden möchte. Gegen diese Angst helfen nur Relativierung und das Prinzip der Gegenseitigkeit: Andere Urlauber sind auch da, um sich zu erholen, andere Jugendliche kommen mit den selben Bedenken und es wird dich niemand nackt sehen, den nicht auch du nackt sehen wirst – weil Nacktheit eben etwas ganz Normales und nichts Außergewöhnliches oder gar Abartiges ist.

Erwachsenenängste

Von Natur aus haben Kinder keinerlei Schwierigkeiten im Umgang mit Nacktheit. Diese werden ihnen immer erst von Erwachsenen aufgebürdet. In den letzten Jahren lässt sich beobachten, wie immer wieder auch Ängste von Eltern auf die Kinder übertragen werden. Dabei geht es um eine verzerrte Erwachsenenwahrnehmung: Medien vermitteln in Schüben den Eindruck, Pädophilie wäre ein Massenphänomen und hätte das Potential, sich zu einem ernsthaften Problem auszuwachsen. Es ist wichtig, dass Sie Kinder nicht mit dieser Art von Ängsten belasten. Das soll Sie nicht von einer unauffälligen Wachsamkeit und Aufmerksamkeit abhalten, davon dürfen ihre Kinder allerdings nichts bemerken, denn das würde die Unbekümmertheit und Freiheit stören und der FKK-Urlaub würde zu einer schrägen Erinnerung verkommen. Vermuten Sie selbst auch nicht hinter jedem Blick gleich eine pädophile Haltung, es kann durchaus sein, dass besonders langjährige FKK-Urlauber das unbekümmerte Spiel der Kinder als natürliches, erholsames Erlebnis empfinden. Im Übrigen können Sie durch die Wahl des Urlaubsortes auch für Sicherheit sorgen: ein FKK-Camp sollte normalerweise von Besuchern, die nicht selbst mit Familie oder in einer Gruppe anreisen, einen Ausweis verlangen, der sie als FKK-Anhänger identifiziert.

Nacktsein genießen

Es wird Ihren Kindern egal sein, ob Sie das Nackt-Sein wegen der geringen Menge an Wäsche, wegen der durchgehenden Bräune oder wegen der Verbindung zur Natur genießen. Es wird ihnen aber sofort auffallen, wenn Sie selbst das Nackt-Sein nicht genießen, wenn es Sie selbst Überwindung kostet, sich vor der eigenen Familie oder vor Fremden auszuziehen. Wenn das Nackt-Sein nichts für Sie ist, dann werden Sie ihren Kindern diese Erfahrung nicht vermitteln können. Dann ist nur zu empfehlen, es entweder sein zu lassen oder anderen zu überlassen, denen Sie vertrauen und bei denen Ihre Kinder sich wohlfühlen. Ein Nudisten-Camp für den Urlaub auszuwählen, weil es ruhiger und billiger ist als das Textilcamp daneben, wird weder Sie noch Ihre Familie glücklich machen.

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